AZ-Artikel vom 15.05.2020 „Doch keine Kanti in Brugg oder Lenzburg?“

Mit ihrer Motion vom 12. Mai verlangen Grossrätin Susanne Marclay aus Aarau und Grossrat Roland Vogt aus Wohlen, das Ausbaupotenzial der Kantonsschulen Aarau und Wohlen genauer zu prüfen. Im Kern geht es bei diesem Vorstoss darum, eine weitere Kantonsschule im Mittelland zu verhindern. Dass sich die beiden Motionäre mit ihrer Eingabe in ihren Wahlkreisen profilieren möchten, ist legitim. Das Objekt ihrer Öffentlichkeitsarbeit ist jedoch ungeeignet dafür. Dies lässt sich aus den reichlich gesuchten Begründungen herauslesen. Feststellungen zum stark eingeschränkten Erweiterungspotenzial der Neuen Kantonsschule Aarau im Planungsbericht der Regierung wischen die Motionäre mit der Begründung vom Tisch, es sei nicht vertieft genug geprüft worden. Wer die engen Verhältnisse der Schule vor Ort kennt, eingeklemmt zwischen Friedhof und Wohnquartier, weiss, dass ein Ausbau in der notwendigen Grössenordnung schlicht nicht möglich ist. Neue Kantonsschulen im Mittelland sollen nach Ansicht der Motionäre weniger Synergien bewirken als dies bei den bestehenden Standorten der Fall wäre. Warum beispielsweise eine Kantonsschule Brugg-Windisch, unmittelbar an die Fachhochschule angrenzend, verbunden durch eine Passarelle, nicht von ihrem Standort profitieren soll, bleibt schleierhaft. Die Schule hätte Zugang zu einer der grössten Bildungs-Bibliotheken im Kanton, wäre an eine grosszügige Mensa angeschlossen und hätte in unmittelbarere Nähe genügend Turnraum zur Verfügung. Die Pädagogische Hochschule wiederum könnte einfacher für ihr Ausbildungsangebot beim Nachbarn werben. In Zeiten des Mangels an Lehrpersonen ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Eine weitere Kantonsschule im Mittelland betrachten die Motionäre als kontraproduktive Verzettelung. Sie gehen offenbar davon aus, dass nur Vollzeitpensen attraktiv sind, obwohl auch bei Kantonsschulen Teilzeitpensen zugenommen haben. Nicht zuletzt würde eine neue Schule auch den öffentlichen Verkehr auf den Hauptverkehrsachsen entlasten. Mit weiteren Vorstössen gegen eine neue Mittelland-Kantonsschule ist zu rechnen. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Befürworter eines neuen Standortes ihre Kräfte bündeln, den Einsatz koordinieren und mit Nachdruck ihr Anliegen vertreten. Die besseren Argumente sind auf ihrer Seite.